„Es gibt nichts langweiligeres, als wenn drei Männer hintereinander reden,“ so die Erfahrung der Nürnbergerin Julie Meyer, die sich in der Weimarer Republik in die Politik einmischte.
Dass Frauen in der Öffentlichkeit das Wort ergriffen, war je-doch keine Errungenschaft der neuen deutschen Republik. Schon in der Französischen Revolution äußerten die Revolutionärinnen: „Freu Dich, Du hast allen Grund dazu, verflucht noch mal. Früher, wenn wir reden wollten, hat man uns den Mund gestopft! Seit der Revolution ist alles anders.“ (179) Olympe de Gouges forderte mit ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ die Mitsprache von Frauen an allen öffentlichen Angelegenheiten und das Recht auf die Redner-tribüne.
Mit der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts begann sich eine Tradition öffentlicher Reden von Frauen herauszubilden: Gerade ihr Ausschluss aus den Parlamenten machte die Straße und die öffent-liche Versammlung zu Orten der kritisch-politischen Auseinander-setzung, bei der Arbeiterinnen, Gewerkschafterinnen und Dienst-botinnen sich politisierten und das Wort ergriffen.
Im . Jahrhundert häufen sich öffentliche Reden von Politike-rinnen und Aktivistinnen, die nun auch im Originalton überlie-fert sind: Lauschen Sie den Stimmen von Clara Zetkin, die 19 im Deutschen Reichstag zur antifaschistischen Einheitsfront aufrief, von Dr. Elisabeth Selbert, der die
Durchsetzung des Gleichheits-grundsatzes im Grundgesetz als „Meilenstein in der Geschichte“ galt, oder von Helke Sander, die mit ihrer Rede und dem anschlie-ßenden Tomatenwurf gegen die Genossen des SDS die neue autonome Frauenbewegung in Gang setzte.
Hören Sie, was aus der Frauengeschichte in unsere Gegenwart herübertönt!
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